Angelo Branduardi in Bad Pyrmont 

21st July 2007

Photos by Volker, Johanna and Elke Quednau

Comment by Elke Quednau - Traslation: Jeannine Renaux

 

 

 

 

 

Jeder Fan ist aufgeregt, wenn er zu einem Konzert von seinem Lieblingsmusiker geht, aber dieses Mal fühlte ich mich, als hätte ich zum 1. Mal Drogen genommen! Ich war gespannt, wie eine Geigensaite – schon um halb sechs am Morgen, obwohl ich sonst morgens nie aus dem Bett komme. Am PC entdeckte ich eine Mail von Susanne, die auch zum Konzert kommen wollte. Leider war ihre Arbeitskollegin krank geworden und Susanne musste arbeiten. Was für eine Enttäuschung – und nicht nur für sie! Arme Susanne!!!!! Sie hatte ein Gedicht für Angelo mitgeschickt, das druckte ich fix aus und packte es mit einigen anderen Grüßen von anderen Fans in einen Umschlag. Ihn zu überreichen war das Mindeste was ich machen konnte.

Ich denke, ich habe schon öfter erwähnt, dass ich mehr oder weniger auf der Schlossinsel aufgewachsen bin. Andere Leute haben einen Balkon, ich hatte den Schlosshof. Dort lernte ich töpfern und Spanisch an der Volkshochschule, feierte Mittelalter- und Weinfeste, erlebte Theater und Konzerte und tanzte selber mit unserer Volkstanzgruppe. Deshalb war dieses Konzert etwas ganz besonderes für mich. Ich hatte sogar alle Zeitungsberichte in einem Heft gesammelt, um einen würdigen Rahmen für mein erstes Autogramm von Angelo zu haben.

Am Samstag konnte ich nicht zu Hause sitzen, sondern fuhr schon mittags nach Bad Pyrmont. Ich träumte davon, Angelo in der Stadt zu treffen. Außerdem hatte ich mich mit Bärbel und Volker verabredet. Beim Kaffee trinken konnten wir von Angelo schwärmen und über Kameras fachsimpeln. Danach gab es noch ein italienisches Eis und die Bedienung erzählte uns ganz stolz, dass er Angelo wirklich in der Brunnenstraße gesehen hatte!!!! Ich kann ihn nur um Minuten verpasst haben! 

Auf dem Weg zu meiner Mutter (um mich umzuziehen), konnte ich natürlich nicht am Schloss vorbei gehen, sondern warf einen Blick vom Wall in den Hof. Dort waren die Musiker gerade dabei, ihre Instrumente aufzubauen und zu stimmen. Da ich auf der Schlossinsel natürlich auch die Geheimgänge kenne, war ich fix hinter der Bühne. Der Tunnel war mit einem Bändchen abgesperrt, aber dort stand Davide und suchte was in seiner Tasche. Wenn ich gewusst hätte, dass er auch Englisch spricht, wäre ich vielleicht mutig genug gewesen, ihn anzusprechen. Aber so genoss ich nur den Augenblick und versuchte, wieder ganz ruhig zu werden.

Als ich dann wieder oben auf der Mauer war, blieb mein Herz fast stehen. Da unten auf der Bühne stand Angelo Branduardi. Er war wirklich dort! Ich konnte ein halbwegs gutes Foto machen, bevor er in den Hintergrund verschwand. Also wieder runter in den Tunnel. Leider war ich am falschen Ende und es standen zu viele Geräte und Leute zwischen Angelo und meiner Kamera. Hätte ich hingehen sollen? Stattdessen ging ich wieder nach oben und hinter die Bühne. Dort konnte ich Angelo beobachten, aber er schaute nie nach oben.

Um 17:30 Uhr wurden alle Besucher gebeten, die Schlossinsel zu verlassen. Also ging ich zu meinem alten Zuhause, zog mich um und holte meine Tochter Johanna und das Plakat mit den Grüßen von allen Branduardi-ans. Da der Einlass für 19 Uhr angekündigt war, dachte ich, um 18 Uhr ganz vorne am Tor zu stehen, aber da standen schon mindestens 30 Leute. Es gibt also doch noch viele andere Fans! Alleine mit unserem Plakat kamen wir schnell ins Gespräch mit den anderen Wartenden. Eine Dame hatte ein Shirt mit „Caminando, Caminando“ an, aber sie kannte noch nicht unsere Fan- Gruppe, sondern nur Sandra Bloh. Viele waren erstaunt, in welchen entfernten Ländern Angelo bekannt ist. Bärbel und Volker kammen kurz darauf und Volker hat auch die wartende Menge fotografiert. Langsam wurde ich wieder nervös, denn die 1. Reihe war reserviert und ich wollte einen guten Platz! Da kam noch einen SMS von Susanne, die nicht sicher war, ob ich die Mail noch gelesen hatte. Da hatte Yahoo meine Antwortmail wohl mal wieder verschleppt! Ich hatte ja schon geplant, sie während dem Konzert anzurufen, damit sie mithören konnte, aber alle Handies mussten ausgeschaltet werden.

Als sich die Tore öffneten, rannte die Menge los – irgend jemand meinte, es wäre wie in der DDR wenn es Bananen gab! Alles rannten bis nach hinten in den Hof und die Reihen füllten sich in Sekundenschnelle bis zur Mitte. Also lief ich fix auf die andere Seite und schaffte es in der 3. Reihe bis zur Mitte. Johanna und ich reservierten gleich noch Plätze für Bärbel, Volker und meine Schwester Ulrike. Innerhalb von 2 Minuten waren die ersten 10 Reihen voll. Alle anderen kamen gemächlich  - nicht jeder legt Wert auf einen Platz ganz vorne (zum Glück!). Ulrike wollte auch keinem echten Fan einen guten Platz wegnehmen, aber beim Konzert merkte sie dann, dass sie ja selber doch ein Fan ist und man in den ersten Reihen doch besser genießen kann. Sie fühlte sich wie verzaubert!

Normaler Weise wird man bei Konzerten ja bis auf die Haut gefilzt, um keine Flaschen und Waffen mitzubringen. Aber nicht im Schloß! Hätte ich das gewusst, wäre ich mit voller Kameraausstattung und einer großen Flasche Wasser gekommen. Aber na ja, der Cateringservice will ja auch leben und wir holten uns ein wenig Proviant.

Pünktlich um 19:30 Uhr öffnete der Himmel die Schleusen und einige Leute an den Rändern öffneten ihre Schirme, aber da wir ja in der Mitte saßen, hörten wir nur den Regen. Die extra Stühle standen im Regen, aber wer dort saß, trug ihn einfach zwischen die anderen Reihen unter die großen Schirme. (Als die gebaut wurden, gab es viel Protest, weil sie hässlich und viel zu teuer seien. Aber geöffnet sehen sie romantisch aus. Da werden Gelder so oft für wirklichen Schrott ausgegeben – hier waren sie sinnvoll angelegt.)

 Bevor es losging, wurde uns mitgeteilt, dass Foto- und Audioaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen verboten seien! Ein Stöhnen ging durch die Reihen. Ich war auch sauer, andererseits konnte ich jetzt das Konzert ohne Ablenkung genießen. Ich hoffte auf den offiziellen Fotografen – zu recht!

 

 

 

   

 

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